"Die können's einfach nicht"

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23.08.2012 IG Metall fordert die Tognum AG auf, den Betrieb des Materialwirtschaftszentrums selbst zu übernehmen.

IG Metall: Warum funktioniert das Materialwirtschaftszentrum nicht?!

Mit einer großen Veranstaltung wurde Ende Juni 2012 das Logistikprojekt "Materialwirtschaftszentrum" der Tognum/MTU in Kluftern der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Firma Stute, ein Tochterunternehmen des großen Logistikers Kühne & Nagel, betreibt das Materialwirtschaftszentrum (MWZ). Die MTU hatte die Firma Stute als Betreiber für das MWZ ausgewählt - offensichtlich herrschte hier das Motto "billig, billiger, am billigsten" vor.

Die Beschäftigten von Stute werden größtenteils prekär, über Befristungen eingestellt oder in Leiharbeit mit deutlich niedrigeren Bezügen bezahlt, der Arbeitsdruck ist extrem. Tausende rückständige Positionen gilt es aufzuarbeiten um die Versorgung der Montage bei MTU/Tognum auf ein Normalniveau zu bringen. Es wundert daher nicht, dass das Personal häufig wechselt und immer neue Beschäftigte eingelernt werden müssen.

Da viele Beschäftigte der Firma Stute erstmalig in der Logistik arbeiten besteht hier ein hoher Qualifizierungsaufwand. Durch die dauernden Personalwechsel ist ein "Know-how"-Transfer aber eher gering, das Einlernen eines neuen Kollegen ist aufgrund der Drucksituation und Arbeitstagen mit bis zu 12 Arbeitsstunden unmöglich.

Vor allem in der Startphase wurden die Fachleute von MTU nicht in den Prozess eingebun-den um einfache Fehler, die man aufgrund jahrelanger Praxiserfahrung sofort sieht, schon im Vorfeld zu vermeiden. Hier hat man sich offensichtlich aus Kostengründen dafür entschieden, das Rad wieder neu zu erfinden, eine Entscheidung die man nun nachträglich zu korrigieren versucht und so arbeiten mittlerweile mehr als eine Handvoll Mäuler, um die offenen Punkte für Stute vor Ort zu klären und die Fehler im System zu beheben - ganz nach dem Motto: Wer an der falschen Stelle spart, zahlt am Ende doppelt.

So ist es kein Wunder, dass zwar eine "schöne Einweihungsfeier" am 29. Juni 2012 presse-wirksam von Statten ging, aber auch die Beschäftigten der MTU/Tognum heute noch unter dieser unbefriedigenden Situation zu leiden haben.
Diese wiederum werden, weil die Teilezulieferung nicht stimmt und die notwendigen Prozes-se von Stute nicht beherrscht werden, nach Hause geschickt - oft ohne große Vorankündigung. Hauptsächlich, weil Teile fehlen und somit die Motoren nicht fertig montiert werden können. Das geht zu Lasten der betroffenen Beschäftigten von MTU, die keine planbaren Arbeitszeiten mehr kennen.

Noch immer ist der MTU-Versand nicht an Stute übergeben, sondern noch in der MTU:
Nach Meinung von Lilo Rademacher, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, wäre es vielleicht besser, den Versand auch bei MTU zu belassen. Logistikprozesse, die im Zeichen von ganzheitlichen Produktionssystemen ein Teil der Wertschöp-fungskette für MTU/Tognum darstellen, sind ein absolut sensibler Bereich. Deswegen sollten sich die Geschäftsführung der MTU und der Vorstand der Tognum AG überlegen, ob nicht das Betreibermodell mit der Fa. Stute beendet und die Logistik von den Beschäftigten der MTU/Tognum wieder komplett selbst übernommen wird. Diese Beschäftigten sind qualifiziert, kennen aus jahres- und manchmal jahrzehntelanger Erfahrung das gesamte Teilespektrum und wissen, zu welchem Zeitpunkt welche Teile an die Montagebänder geliefert werden müssen.

Die Geschäftsführung der MTU sollte sich weiter überlegen, statt Gelder in das "Nichtfunktionieren" des Materialwirtschaftszentrums zu "pumpen", wieder eigene Beschäftigten mit diesen anfallenden Aufgaben zu betrauen.

"Es ist eben nicht so einfach, so Rademacher, einem Logistiker, der nur mit schlecht bezahlten und gering qualifizierten Arbeitnehmern arbeitet, komplizierte Logistikprozesse zu übertragen".

Anhang:

Tognum/MWZ

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Letzte Änderung: 23.08.2012