Erfolgreich auch in Krisenzeiten

IG Metall: Pressemitteilung

11.04.2022 IG Metall Baden-Württemberg sichert mit Tarifverträgen Beschäftigung, Investitionen in Standorte und mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit - Pressemitteilung 7/2022

  • Für immer mehr im Flächentarif gebundene Unternehmen im Südwesten gelten auf Betriebsebene zusätzliche Regelungen zur Zukunftssicherung
  • Verkürzte Ankündigungsfrist bei Kurzarbeit beugt Jobverlust durch Kriegsfolgen vor
  • Mehr als eine halbe Million Beschäftigte im Land hat seit dem M+E-Tarifabschluss 2018 von zusätzlicher Freizeit profitiert

Stuttgart. Auch abseits großer Tarifrunden und in Krisenzeiten, wie der mittlerweile zwei Jahre währenden Corona-Pandemie, ist die IG Metall Baden-Württemberg handlungsfähig und bietet tarifpolitische Lösungen zu vielen verschiedenen Fragen. Das beginnt bei der Einführung von Kurzarbeit, um bei Bedarf schnell auf Veränderungen in der Produktion reagieren zu können, über Lösungen zur regionalen Arbeitnehmerüberlassung bis zu ergänzenden Tarifverträgen zur Sicherung von Standorten und Beschäftigung.

IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger: "Tarifpolitik wird moderner und zeitgemäßer. Der Flächentarifvertrag ist nach wie vor DAS Instrument, um Arbeitsbedingungen für möglichst viele Unternehmen zu regeln und Standards zu setzen. Ergänzende Vereinbarungen tragen aber immer öfter betrieblichen Besonderheiten Rechnung und ermöglichen passgenaue Lösungen - angefangen bei neuen Arbeitsformen bis zu Maßnahmen zur Existenzsicherung."

Seit 2020 hat die IG Metall in rund 240 im Flächentarif gebundenen Unternehmen im Südwesten zusätzliche Regelungen auf Betriebsebene abgeschlossen oder ist derzeit in Verhandlungen darüber. Aktuelle Beispiele aus dem Jahr 2022 gibt es beim Pumpenhersteller Allweiler in Radolfzell, dem Leuchtmittelunternehmen Osram in Herbrechtingen, dem Metallverarbeiter BEW Umformtechnik in Rosengarten-Westheim und dem Transportfahrzeug-Hersteller Doll Fahrzeugbau in Oppenau.
Die entsprechenden Ergänzungstarifverträge beinhalten beispielsweise Regelungen zur Beschäftigungssicherung wie den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, Investitionszusagen der Arbeitgeber in zukunftsweisende Produkte und Technologien sowie Beiträge der Arbeitnehmer wie etwa den Verzicht auf Teile tariflicher Zahlungen zugunsten zusätzlicher freier Tage.

Engagement für Tarifbindung zeigt Wirkung

Auch die Anstrengungen nach einer Ausweitung der Tarifbindung liefern kontinuierlich Ergebnisse: Die Firma Benz Werkzeugsysteme in Haslach mit rund 300 Beschäftigten ist jüngst Mitglied bei Südwestmetall geworden, dort wird nun über die Heranführung an die Fläche verhandelt. Für die mehreren Hundert Beschäftigten bei Feinguss Blank in Riedlingen gilt seit März ein an den Flächentarif angelehnter Haustarifvertrag.

Auf regionaler Ebene lassen sich mit Tarifverträgen Möglichkeiten der Arbeitnehmerüberlassung regeln - in der Region Esslingen und Göppingen können Beschäftigte aus Betrieben mit Unterauslastung befristet in andere Betriebe ausgeliehen werden. Und für tarifgebundene Metall- und Elektrobetriebe hat die IG Metall jüngst präventiv mit Südwestmetall einen Flächentarifvertrag zur Verkürzung der Ankündigungsfrist für Kurzarbeit im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg vereinbart. Kurzarbeit muss demnach nicht wie bisher drei Wochen, sondern lediglich zwei Arbeitstage im Voraus angekündigt werden.

Mehr freie Zeit für Kinder und pflegebedürftige Angehörige

Wie die verkürzte Ankündigungsfrist trägt auch das 2018 vom Pilotbezirk Baden-Württemberg verhandelte Wahlrecht "Zeit statt Geld" für die Metall- und Elektroindustrie zur Beschäftigungssicherung bei: In Baden-Württemberg hat bis heute mehr als eine halbe Million Beschäftigte von sogenannten tariflichen Freistellungstagen Gebrauch gemacht, um Erholung von Schichtdiensten, Zeit für Kindererziehung oder die Pflege von Familienangehörigen zu haben.
Seit 2021 wird das Instrument bundesweit zudem für krisenbedingte Sonderregelungen infolge der Corona-Pandemie genutzt, indem das Wahlrecht allen Beschäftigten angeboten wird oder die ganze Belegschaft freie Tage anstelle des Geldes bekommt. Von den über 180.000 Menschen im Südwesten, die im Laufe dieses Jahres tarifliche Freistellungszeit nehmen, entfallen zwei Drittel auf die Sonderregelung. Vor allem Beschäftigte mit Kindern und zu pflegenden Angehörigen machen Jahr für Jahr stärker von der freien Zeit Gebrauch, aktuell sind das in Baden-Württemberg über 20.000 Menschen. Die übrigen Antragsteller arbeiten im Schichtbetrieb.
Barbara Resch

Barbara Resch, Tarifsekretärin der IG Metall Baden-Württemberg: "Beschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen profitieren heute von einer Vielzahl an Vereinbarungen, die weit mehr als ,nur" Entgelt- und Urlaubsansprüche regeln. In einer sich immer stärker ausdifferenzierenden Arbeitswelt sorgen Tarifbindung und Mitbestimmung dafür, dass Arbeitsplätze und Standorte den technologischen Wandel, Pandemien und weitere Krisen überstehen und Beschäftigte auch morgen noch sichere Arbeitsplätze mit attraktiven Arbeitsbedingungen haben."

Letzte Änderung: 11.04.2022